Navigation im World Wide Web als Hypertextsystem (Diplomarbeit von Tobias Steinke)
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2.3.2  Nutzung der angebotenen Navigationsmittel

Schon in den ersten Jahren des WWW gab es Untersuchungen über die Benutzung von Browsern (Nielsen, 1994; Catledge, 1995; Jones, 1996; Tauscher, 1997). Grundlage für die Untersuchungen war der Browser Mosaic. Das Verhalten der Benutzer und Benutzerinnen wurde in drei Kategorien eingeteilt: Die direkte Suche nach einer bestimmten Information, eine themenbezogene Suche und das ziellose "Umherstreifen" ("Surfen"). Diese unterschiedlichen Strategien wurden aus der Häufigkeit der Zugriffe auf eine Seite und an den Pfadlängen, d.h., die Anzahl er Seiten bis zur gesuchten Information, ersichtlich. Als Schlußfolgerung für die Designer und Designerinnen der Seiten ergibt sich, daß das Angebot für die verschiedenen Strategien aufbereitet werden muß. Insbesondere sollte es möglichst wenig Zwischenschritte bis zur eigentlichen Information geben und jederzeit eine Übersicht des eigenen Angebots verfügbar sein.

Nielsens Studie von 1994 konzentrierte sich auf die Gestaltung der Seiten. Suchfunktionen innerhalb eines Seitenangebots sind danach bei den Benutzern und Benutzerinnen zwar beliebt, reichen aber nicht zur Navigation aus. Vorsichtig müsse mit Metaphern umgegangen werden, da sie in einem offenen System aus verschiedenen Seiten mißverstanden werden können. Dem offenen Charakter sollte eher durch externe Links zu anderen Seiten Rechnung getragen werden.

Bei der Untersuchung von 1995 nutzten die Testpersonen kaum die Lesezeichen und die History. Allerdings war beides in Mosaic sehr umständlich zu bedienen und existierte nur mit begrenztem Funktionsumfang. Das beliebteste Navigationsmittel der Browser (auch bei anderen Studien) ist der "Zurück"-Knopf, der eine gewisse Sicherheit beim Ausprobieren von Links gibt. Die eigentlichen Links im Dokument werden aber letztlich am häufigsten verwendet, weshalb einer sinnvollen Navigationsstruktur der Seiten eine hohe Bedeutung zukommt. Als weiteres Verhalten zeigte sich, daß bei zu langen Übertragungszeiten schnell der "Abbruch"-Knopf zur Anwendung kam. Daraus kann die Forderung nach sparsamem Einsatz umfangreicher Datenmengen auf einer Seite (z.B. große Bilder und Java-Applets) abgeleitet werden.

In der Studie von 1996 werden die Navigationsmöglichkeiten in Laden (über Link oder mit manueller URL-Eingabe), erneutes Aufrufen ("Zurück", History) und Neuladen ("Aktualisieren") klassifiziert. Diese Browser-Elemente harmonieren oft nicht mit den eigenen Navigationselementen der Seiten. Ein "Zurück"-Knopf auf der Seite muß z.B. nicht die gleiche semantische Bedeutung wie der "Zurück"-Knopf des Browsers haben. Da WWW-Seiten nicht in einem geschlossenen System sind, fühlt sich die benutzende Person verwirrt, wenn ihr ständig verschiedene, völlig eigene Benutzungsoberflächen begegnen.

Die Studie von 1997 legte das Augenmerk mehr auf die Nutzung der History. Dabei zeigte sich, daß viele Seiten mehrfach besucht werden. Andererseits werden nur wenige Seiten regelmäßig aufgesucht. Die meisten erneut besuchten Seiten befinden sich unter den letzten zehn in der History (ohne Duplikate). Stark bedingt ist die Nutzung der History durch den einfachen und schnellen Zugriff darauf. Problematisch scheint die Verwendung des "Stapel"-Modells in der History zu sein, bei der zuletzt aufgesuchte Seiten "unerwartet" fehlen (mehr dazu im nächsten Abschnitt).



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© 1999 Tobias Steinke, mail@tobias-steinke.de