Navigation im World Wide Web als Hypertextsystem (Diplomarbeit von Tobias Steinke)
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2.3.4  Graphische Übersichten

Aufgrund seiner Größe und des offenen Charakters läßt sich vom ganzen Hypertextsystem World Wide Web keine graphische Übersicht schaffen. Es gibt aber Überlegungen, zumindest die besuchten Knoten, wie sie etwa in der History gespeichert sind, oder die Strukturen von einzelnen Seitenangeboten zu visualisieren.

WebMap ist ein separates Programm, das sich vom Browser (in dem Fall Mosaic) den aktuellen Knoten holt (Dömel, 1994). In der Visualisierung werden der aktuelle Knoten und alle (aus den Links ersichtlichen) Kinderknoten mit verbundenen Ovalen gezeigt. Verschiedene Farben der Verbindungen weisen auf unterschiedliche Semantiken hin (z.B. Serverwechsel). Jeder Knoten erscheint auch bei mehrfachem Aufruf nur einmal im Diagramm. Aus dem entstehenden Graph wird ein aufspannender Baum gebildet. Eine graphische Gruppierung einzelner Knoten wäre über zusätzliche Metainformationen im HTML-Code denkbar (z.B. mit der schon existierenden "LINK"-Anweisung).

Einen anderen Ansatz wählt die Graphische History (Ayers, 1995). Als Erweiterung der Browser-Funktionen (ein modifiziertes Mosaic) wird eine angelegte History visualisiert. Auch hier wird ein Baum erstellt, zu dem aber nur der aktuelle Knoten hinzugefügt wird. Dabei ist jeder Knoten als verkleinertes Bild der Seite dargestellt. Zur Übersicht können Teile des Baums zu Symbolen verkleinert werden. Ein Knoten kann mehrfach auftauchen. Der so entstandene History-Baum kann abgespeichert und später wieder eingeladen werden.

Völlig eigenständige Wege beschreitet CyberMap (Gloor, 1997). Dabei soll aus einer Textmenge (nicht notwendigerweise Hypertext) eine graphische Darstellung generiert werden, die auf den Gewohnheiten und Wünschen der benutzenden Person beruht. Der Text wird nach inhaltlichen Aspekten in Bereiche unterteilt (hier "Hyperdrawer" genannt). Innerhalb dieser Bereiche werden Knoten gebildet, die nach semantischen Gesichtspunkten über Links verknüpft sind, die grundsätzlich nichts mit schon vorhandenen Links zu tun haben. Die generierte Aufteilung der Bereiche und Knoten erfolgt mit externen Informationen über die Thematik, Benutzungsprofilen und Analyse der ausgewählten Links. Die WWW-Version von CyberMap basiert auf Java für die Darstellung und die Indexierung. Das eigentliche Diagramm kann in zahlreichen Varianten präsentiert werden (u.a. mit 3D-Objekten).

Die Darstellung aller Kinderknoten bei WebMap dürfte das Diagramm schnell unübersichtlich machen. Häufig stehen auf aktuellen Seiten zahlreiche Verweise zu anderen, was auch mit der unüberschaubar gewordenen Größe des WWW zu tun hat. Zudem ist die Form des aufspannenden Baums nicht unbedingt intuitiv. Die verkleinerten Bilder der Seiten von der Graphischen History sind in der Praxis oft wenig aussagekräftig. Allerdings kann ein Bild als optische Markierung für eine interessante Links-Sammlung diese in der History schneller auffindbar werden lassen. Fraglich bleibt, ob eine solche Baumdarstellung tatsächlich Vorteile gegenüber einer sortierten History-Liste hat. Am ambitioniertesten ist sicherlich CyberMap. Für ein korrektes Funktionieren müssen aber entsprechende Metainformationen der einzelnen Seiten zur Verfügung stehen und eine sinnvolle Indexierung benötigt fortgeschrittene Methoden der künstlichen Intelligenz.



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© 1999 Tobias Steinke, mail@tobias-steinke.de